Montag, 13. Juli 2015

Imkerausflug zur Imkerei Bestmann - 079

Sonntag, 12.07.2015 - Vereinsausflug 

Die Bienenhüter waren mal wieder unterwegs. Bei gleichmäßig bedeckten Himmel ging es heute im Rahmen eines Vereinsausflugs  mit einigen Interessierten zur Imkerei Sven Bestmann. Dort bekamen wir ein wenig Einblick in die Betriebsweise und auch in die Betriebsabläufe einer professionellen Imkerei. Ich muß sagen, es war schon interessant!

Die Berufsimkerei scheint sich m.E. nach deutlich von dem zu unterscheiden, was ich denn so mache oder als Ziel verfolge. Da ist nicht viel Platz für Träumereien nach dem Motto: hier und da fliegt mal ein Bienchen und der Imker entdeckelt gemütlich seine Waben ...

Die stille Reserve ...

Hier zählen der Ertrag auf der einen Seite und Sparsamkeit auf der anderen Seite, denn auch der Berufsimker lebt nicht vom Zusetzen! Interessant fand ich die Aussage, dass 420 Völker schon die Obergrenze dessen darstellt, was so ein Betrieb noch handhaben kann - aber 420 Völker sind ja schon eine echt große Menge wie ich finde. Bei der Gelegenheit möchte ich an Arataki-Honey in Neuseeland erinnern, die ich im Februar besucht habe. Die hatten 20.000 Völker - allerdings über ganz Neuseeland verteilt.

Zu Beginn

gab es von Sven Bestmann einige Infos zur Betriebsweise die ich so noch gar nicht kannte.

Einführung in die Betriebsweise
"Geimkert" wird mit Buckfast in der Segeberger Kunststoffbeute - soweit so gut. Für den Brutraum wird 11/2 DN genommen und zwar im Warmbau. Die Zarge wird aber nicht vollständig gefüllt sondern mit einem Absperrsheet eingeengt, so das da hinter eine Art Trommelraum entsteht. Auf die Zarge kommt dann ein Absperrgitter und darüber eine Zarge DN - allerdings im Kaltbau. Somit ist der Wabenbau von unten zu oben um 90° verdreht. Den Bienen scheint es nichts zu machen und Sven betreibt so seine Imkerei - und das nicht ohne Erfolg!

Also irgendwie scheint fast alles möglich zu sein. Sven hielt nichts im Verborgenen und war erstaunlich offen - was ich sehr sympathisch finde! Meine Betriebsweise - die ich eigentlich noch nicht so richtig gefunden habe - werde ich aber dennoch nicht ändern. Aber noch weiter zum Thema ehrliche Antworten:

So auch mit dem Thema Varoabehandlung

Das auch ein Berufsimker seine Bienen behandeln muß ist klar, aber das es sich um Bayvarol handelt wundert mich schon. Berufsimker haben für sowas gute Gründe, denn wenn es zum Ernteausfall aufgrund schlechter Behandlungserfolge kommt, dann steht da schnell mal eine Existenz auf dem Spiel!
Als Hobbyimker werde ich mich hoffentlich niemals dazu hinreißen lassen Coumaphos, Perizin oder so ein Zeugs einzusetzen, aber was würde ich wohl machen wenn das Wohl meiner Familie auf dem Spiel stände? Gut das ich nicht in der Zwickmühle bin :-) Ich nutze 60%ige Ameisensäure und am Jahresende Oxalsäure. In meinem Wachskreislauf soll es bitte keinen unklaren Rückstände geben und die Sache, das der Honig dann den Geschmack annimmt habe ich auch schon gehört. Also: Finger wech von so tüdelüt ! - wie der Holsteiner so sagt.

Als nächstes 

gab es ein paar Tipps zur Wanderung und zur Beutenwaage. Sven Bestmann hat einige Waagen der Firma capaz in Betrieb, die ihn bei der Wanderung unterstützen. Dazu nutzt er noch alte Handys die ihm von Morgens bis Abends die Daten übermitteln und so eine sinnvolle Auswertung ermöglichen.

Auch sind Beuten und sonstige Diebstähle anscheinend ein Problem für die Berufsimker - was ja auch Hobbyimker zur genüge kennen. Sven Bestmann erzählte uns von einem Beutendiebstahl, bei dem dann die Zargen wieder zurück gebracht wurden (lagen wohl im Busch) allerdings um die Bienenmasse erleichtert konnte man mit der verkühlten Brut nichts mehr anfangen.

Ich frage mich, welcher Vollpfosten macht sowas nur???

Das man u.U. das Zargenmaß (11/2) nicht gebrauchen kann, ist doch auch schon vorher klar...! Die deutsche Gerichtsbarkeit sollte da wirklich mal Medienwirksam ein Example statuieren. Aber wir wissen auch alle, dass sowas hier nie passieren wird. Doch zurück zur Wanderung - ich will mich ja nicht für andere ärgern.

Die Beuten haben im Boden natürlich einen Gitter und oben drauf kommt auch ein Gitter. Mit Abstandhölzchen wird dann der Deckel aufgesetzt und mit Wanderguten verschnürt. Fertig ist das Ganze. Eine Karre ist dann unabdingbar.

Praktische Tipps gab's zu Hauf


Die Imkerei Bestmann wandert fast durch ganz Deutschland -so mein Eindruck - um möglichst viele Honigsorten anbieten zu können. Zugekauft wird auch, aber das ist ja auch klar.

Nordwabe

Da Bestmann's Honigräume mit der Nordwabe gefüllt sind, muß auch irgendjemand den Wachs dazu auftragen. Auf dem Weg zur Anhängerbesichtigung fanden wir den dann auch ;-)

Es war ein polnischer Imker in der Ausbildung der im Rahmen eines Praktikas bei den Bestmann's fleißig mitwerkelt und auch so das Handwerk (mit-)erlernt. Für uns war es ganz anschaulich, aber was der jetzt über die Deutschen denkt würde mich schon interessieren, zumal er dann noch "wertvolle" Tipps erhalten hat ... oh, man ...

Bewachsen der Nordwabe


Bien-o-bil

Am Bienenmobil der Bestmanns haben wir uns dann den Anhänger angesehen (was nicht so spektakulär ist) und es wurde anhand einer Karte gezeigt, wo die Bestmann's überall in Deutschland ihren Honig ernten. Da steckt wirklich viel Logistik drin - Hut ab. Auf den Anhänger kommen rund 40 Beuten und ins Auto 20. Ich kann nur erahnen was mein Rücken dazu sagen würde.

Tipps und Erklärung zur Wanderung


Dampfwachsschmelzer und Co

Als nächstes sahen wir uns die Schmelzer an und bekamen Infos zum Umgang mit den Massen von Rähmchen und wie man das am besten macht. Sven Bestmann man scheint da auch ein Talent zu haben, alles selber zu basteln, anzupassen oder sonst wie zu adaptieren um hier und da noch etwas an Kosten einzusparen und mit Energie im besten Sinne umzugehen.

Arbeite lauert an jeder Ecke

Wann da wohl die letzte Druckkesselprüfung war?

In der Halle 

... gab es auch noch so einiges zu entdecken. Neben Gläsern kann man über die Firma Bestmann auch Futter kaufen. Preis ist mir aktuell nicht bekannt, aber bestimmt eine Nachfrage wert.

Herr der 1000 Rähmchen

Erntestraße

Da kam es für mich zum Höhepunkt. Die "Erntemaschine" wurde vorgeführt. Das fand nicht nur ich beeindruckend. Auch mein Sohn hat das dutzendweise Photos gemacht - zumeist aus seiner Sicht von unten.

Das Wärmelager (so möchte ich es mal nennen) ist rund 36°C warm und ein Luftentfeuchter sorgt dafür, dass der Honig trocken bleibt (oder wird)  - alles streng nach Richtlinie. Hier kommen erst mal die Zargen rein, bevor sie ihren Weg in die Verarbeitungsstraße finden.

Erklärungen zur Wabe und Honigverabeitung
Die Maschine wird mit Waben bestückt, die autom. entdeckelt werden. Die Leerzarge rutsch dann autom. ans Ende der Produktionsstraße und wartet dort auf die geschleuderten Waben.

Gespannt warten alle was wohl passieren wird
Via Kettenvorschub laufen die Waben dann zur Schleuder in der Mitte und wenn genug zusammen sind, können die per Druckluftstempel in die Schleuder geschoben werden - bis es dann rund 120 Waben sind.

Kontrolle

...unterwegs zur Schleuder

Druckluftstempel für den Wabenvorschub

Das Herz - die Schleudereinheit
Dann Deckel drauf und nach 20 Minuten ist das Werk getan. Der Honig läuft nach unten ab und kann gleich weitergepumpt werden zum nächsten Feinsieb und dann ins Lager gebracht werden.

Der Weg des Honigs

Alles in einem Abwasch für rund 50k€ - dann kann man doch nicht meckern, oder? Mal kucken wie viel Platz ich in meinem Keller noch habe...

Abschluß

Hinterher gab es dann noch Kaffee & Kuchen, wobei ich aber das Weite gesucht habe, da meine Kinder langsam nach Hause wollten.



Fazit:

Die Offenheit von Sven Bestmann hat mich beeindruckt. Insgesamt war es eine nette Veranstaltung die ich sehr anschaulich fand und auch gerne weiter empfehlen kann. Vielen Dank auch an unseren Verein, der das organisiert hat.

cheers,
   lore

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